RevierSport hat noch ein Spiel länger abgewartet. Jetzt ist es aber wirklich an der Zeit für eine kleine Zwischenbilanz der Neuzugänge. Insgesamt elf Spieler stehen im Kader von Rot-Weiss Essen, die in der vergangenen Saison noch bei einem anderen Verein unter Vertrag standen. Zwei Spieler sind zudem aus dem eigenen Nachwuchs aufgerückt und trainieren mit der ersten Mannschaft.
Nach zehn Spieltagen kann festgestellt werden, dass viele Akteure, die Sportvorstand Dr. Uwe Harttgen und Trainer Marc Fascher verpflichtet haben, noch nicht konstant die Leistung abliefern, die sich die Verantwortlichen von ihnen erhofft haben. Das Potenzial ist bei den meisten erkennbar, doch bei allen gibt es noch Luft nach oben. RevierSport hat einen Blick auf die Leistungen aller Neuzugänge geworfen und sagt an dieser Stelle, wer die Erwartungen voll erfüllt hat, wer nur zum Teil überzeugte und wer bislang überhaupt nicht das spielt, was von ihm erwartet wurde. Das Fazit nach zehn Spieltagen: nur drei Transfers können zu diesem Zeitpunkt als rundum gelungen bezeichnet werden.
Niclas Heimann (Daumen runter) Torhüter haben es in Essen oft schwer. Diese Erfahrung machte auch Niclas Heimann, dem die Fans schon nach einem blöden Fehler im Testspiel gegen den BVB kritisch gegenüberstanden. Er hatte zwar das Pech, dass er von seiner Abwehr zu oft alleingelassen wurde, strahlte aber auch nie die nötige Sicherheit aus, um eine echte Verbesserung zu Daniel Schwabke darzustellen. Von ihm haben sich die Verantwortlichen deutlich mehr versprochen.
Richard Weber (Daumen runter) Der Innenverteidiger war in der vergangenen Saison einer der besten seines Fachs in der Regionalliga. Er sollte in Essen also unumstrittener Stammspieler sein – war das aber nur bis zum sechsten Spieltag. Nach mehreren individuellen Fehlern nahm ihn Marc Fascher aus der Mannschaft. Dass er großes Potenzial hat und auf Dauer noch wichtig für Essen werden kann, ist unstrittig. Bisher ist er aber deutlich unter den Erwartungen geblieben.
Daniel Grebe (Daumen runter) Es ist überraschend, wie wenig Spielzeit der Ex-Siegener bisher bekommen hat. Zu Saisonbeginn hatte Kai Nakowitsch im zentralen Mittelfeld die Nase vor ihm, dann wurde Tim Treude verpflichtet und nahm in der Rangfolge ebenfalls schnell einen höheren Platz ein als Grebe. Es scheint, als hätte der Kämpfer keinen besonders guten Stand bei seinem Trainer. Von ihm war deutlich mehr erwartet worden.
Benjamin Baier (Daumen hoch) Wenn es einen Spieler gibt, der ohne Einschränkung eingeschlagen ist, dann ist es Benjamin Baier. Er wurde sofort zum Chef auf dem Platz und übernahm die Führungsrolle, die sich die Verantwortlichen von ihm erhofft haben. Seit Neunaber auf der Bank sitzt, trägt er die Kapitänsbinde, ging aber auch zuvor schon vorweg. Die Leistung stimmt praktisch immer, zudem sind seine Freistöße eine Waffe. Ein Top-Einkauf!
Tobias Steffen (Daumen hoch) Der Offensivmann hat richtig viel Gefühl in seinem Fuß. Das hat er nicht nur bei ruhenden Bällen unter Beweis gestellt. Sowohl mit Distanzschüssen als auch schnellen Dribblings kann er für Gefahr sorgen, tat das in der bisherigen Saison allerdings noch zu selten. Er muss noch Konstanz in seine Leistungen bekommen – das gilt gleichwohl für alle Essener. Der Kurzeinsatz gegen Viktoria Köln könnte sein Durchbruch gewesen sein.
Philipp Zeiger (Daumen hoch) Dass er kurz vor dem Saisonstart einen Schlüsselbeinbruch erlitt, war ein bitterer Rückschlag für RWE. Nach überstandener Verletzung erhielt er von Fascher das Vertrauen und machte in seinen ersten vier Regionalliga-Einsätzen von Beginn an eine gute Figur. Der großgewachsene Innenverteidiger überzeugt mit seinem Zweikampfverhalten und seinen Kopfballspiel. Nach den bisherigen Eindrücken ist er der unumstrittene Abwehrchef.
Patrick Huckle (Daumen zur Seite) Faschers absoluter Wunschspieler hat eine Weile gebraucht, um in die Mannschaft zu finden. Seit er Tim Hermes verdrängt hat, bekommen die Fans genau das von ihm zu sehen, was der Trainer sich vom ehemaligen Münsteraner versprochen hatte. Huckle ist nicht der offensivstärkste Außenverteidiger, rackert dafür aber unermüdlich in der Defensive. Er spielt unspektakulär, aber üblicherweise sehr solide. Dass er im Pokal einen Elfmeter verursachte, trübt den Eindruck etwas.
Mario Neunaber (Daumen runter) Der 32-jährige Neuzugang aus Regensburg bekam von Fascher die Kapitänsbinde überreicht. Er sollte Führungsspieler sein und die Abwehr zusammenhalten. Das gelang ihm allerdings überhaupt nicht. Nach dem 2:4-Debakel gegen den FC Kray flog der Innenverteidiger aus der Mannschaft und sitzt seitdem nur noch auf der Bank. Bei den Fans hat er jetzt schon keinen Rückhalt mehr. Der „Papa der Kompanie“ ist der größte Fehleinkauf des Sommers.
Marwin Studtrucker (Daumen zur Seite) Mal auf rechts, mal in der Spitze. Marwin Studtrucker wurde flexibel eingesetzt, seine Leistungen waren allerdings sehr durchwachsen. Richtig gut war sein Spiel gegen Ex-Klub Wiedenbrück. Es wäre wünschenswert, wenn er öfter solche Vorstellungen abliefern würde. Auch die Trefferquote ist ausbaufähig. Bisher traf der 24-Jährige erst zwei Mal ins Schwarze. Er hat einiges drauf, so viel ist klar. Diese Klasse muss aber zwingend öfter aufblitzen.
Sven Kreyer (Daumen zur Seite) Da er zwischenzeitlich vier Liga- und zwei Pokalspiele aufgrund einer Roten Karte verpasste, fällt es etwas schwerer, ihn zu bewerten. Der Stürmer zeigte aber zweifellos, warum er sogar schon in der zweiten Bundesliga für den VfL Bochum randurfte. Er kann den Ball auch gegen mehrere Verteidiger behaupten und sorgt stets für Gefahr. Wie Kollege Studtrucker muss aber auch er seine Qualitäten öfter in Tore ummünzen.
Spieler ohne Wertung Moritz Nicolas Der Torwart rückte aus der U17 auf und gilt als großes Talent. Er ist allerdings fürs erste nur die Nummer drei im Kader der ersten Mannschaft und kommt nicht zu Einsätzen.
Marco Beier Der rechte Verteidiger schaffte ebenfalls den Sprung aus der eigenen Jugend, kam allerdings bislang erst zu einem Einsatz im Pokalspiel beim SV Straelen.
Tim Treude Der Neuzugang von Borussia Dortmund II stieß erst während der laufenden Saison zum Team. Er hat sich einen Stammplatz erkämpft, bleibt aber aufgrund der kurzen Zeit in Essen noch ohne Wertung.